Komödie von Anton Tschechow
Junges Schauspiel Ensemble / Kleines Theater Haar
Premiere am 30. September 2010
Bühne & Kostüme Halina Kratochwil, Dramaturgie Krisztina Horvath
mit Ulrike Dostal, Elke Heinrich, Isabell Stern, Benjamin Hakim Belmedjahed, Erhard Hennig, Michael F. Stoerzer und Thomas Trüschler
Nur weil Tschechow die meisten seiner Theaterstücke "Komödie" genannt hat, sind sie noch lange nicht lustig.
"Tschechow, das heißt: eine wissende, stille, verzichtende Kunst,
keine titanische. Klarer Blick, Durchschauen, Wehmut, Schluss."
_Robert Musil
Angesichts der permanent schwelenden Regietheaterdebatte heute, wo Avantgarde und Dekonstruktion längst Konsens sind, scheint Kostjas Forderung nach "neuen Formen" längst überholt. Und doch steht die Frage im Raum, wie sich junge Künstler im anerkannten Kunstbetrieb positionieren können, wenn die "Eltern" Exzentriker sind, die aus Angst vor Misserfolg alles Andere im Keim ersticken. Die einen - wie Nina - eifern den Superstars nach; andere - wie Kostja - treffen in tödlicher Konsequenz auf sich selbst, weil sie sich in dieser Welt nicht finden.
Pressestimmen
Zum Lachen gibt es an diesem Abend nicht viel, man sieht den traurig-komischen Protagonisten zu, wie sie sich im Spannungverhältnis von Kunst und Liebe bewegen und doch großteils nur um sich selber drehen. Echtes Glück gibt es für die Figuren nicht in dieser Inszenierung von Marc Lippuner, mit der das Junge Schauspiel Ensemble die neue Saison im Kleinen Theater Haar einleitete.
_Süddeutsche Zeitung, 2. Oktober 2010 (Auszug)
Theater so klar und herb wie Wodka.
_Münchner Merkur, 2. Oktober 2010 (Auszug)
Wer zum Strand will, muss sich mühselig um einen Zaun herum hangeln. Doch auf einmal geht der alte Sorin den direkten Weg, denn ein Stück der Palisade ist in Wirklichkeit eine Tür - und keiner der Gäste auf seinem Landgut bemerkt es. Das ist ein schönes Bild für die kleine Gesellschaft an Schauspielern und Schriftstellern, die Anton Tschechow versammelt hat und die sich lebenslang selbst im Wege stehen. (...) Marc Lippuner, der "Die Möwe" im Kleinen Theater Haar inszenierte, hat das Lebensgefühl seiner Figuren offenbar verinnerlicht. Vorsätzlich oder versehentlich ignorierte Lippuner die Gattungsbezeichnung "Komödie."
_Münchner Abendzeitung, 5. Oktober 2010 (Auszug)
Das atmosphärisch dichte Stück wird dank der pointierten Schauspielkunst des Ensembles, sowie der schlicht gehaltenen aber perfekt funktionierenden Bühnenausstattung, die Freiraum für die Interpretation des Zuschauers lässt, jeder Tragik gerecht. Möwen-, Grillen- und andere Naturlaute kreieren ein tiefgreifendes Bild des Geschehens. Besonders erfrischend wirken treffende, von den Protagonisten angestimmte moderne Lieder wie "Can't get you out of my head" oder der aktuelle Hit "Satellite", die dem Zuschauer neben einem Schmunzeln außerdem "Aha-Erlebnisse" gewähren. Doch trotz solchen zwischenzeitlich erleichternden Momenten kann die "Möwe" ihre gesamte Dramatik entfalten und bedrückt mit der immer noch authentischen Thematik um Selbstfindung und Selbstzerstörung.
_Burghauser Anzeiger, 5. Oktober 2010 (Auszug)